An der eigenen Arbeit schrauben – warum? Haltung & Bedeutung


 

 

Es gibt noch eine vierte Stellschraube im JobCrafting, die sich von den vorherigen dreien unterscheidet. Bei dieser Stellschraube handelt es sich um etwas, was nur im eigenen Kopf passiert. Anders als die anderen Stellschrauben, bei denen die Veränderungen oft auch „physisch“ oder „anfassbar“ sind. Bei Veränderungen in der Haltung geht es um Bilder und Bedeutungen, um kognitive Prozesse. Es geht immer darum, Arbeit oder Aspekte von Arbeit anders zu interpretieren.

 

Der eigenen Arbeit lassen sich auf zwei verschiedenen Ebenen eine andere Bedeutung geben:

 

Einem Aspekt oder einem Teil der Arbeit andere Bedeutung geben

Man kann sich auf einen Aspekt oder auf eine Aufgabe fokussieren, der ich eine andere Bedeutung gebe, die ich mit einem anderen Sinn belege.

 

Frauke: Ein sehr schönes Beispiel ist für mich die Steuererklärung. Ich finde es die Aufgabe an sich furchtbar nervig - alles penibelst zu dokumentieren und ganz genau im kleinsten Detail die Kosten in die richtigen Kategorien einsortieren. Wenn ich mir aber vor Augen führe, warum ich das mache und dass ich im Idealfall am Ende eine Steuerrückzahlung erwarten kann, geht mir diese Arbeit gleich viel leichter von der Hand. Mitdieser Einstellung fällt es mir auch gleich viel leichter, unterjährig entsprechend Buch zu führen und Belege vorzusortieren.

 

Vielleicht gibt es andere negative Aspekte der eigenen Arbeit, die ich nicht verändern kann. Ich kann mich aber entscheiden, diesen nicht so viel Bedeutung beizumessen. Ich kann entscheiden: „Okay, das macht mir keinen Spaß, aber es gibt 99 andere Sachen, die ich sehr gerne mache.“ Es ist eine bewusste Entscheidung, dem Negativen nicht so viel Raum zu geben.

  • Gibt es unschöne Aspekte Ihrer Arbeit, die gefühlt keinen Sinn machen? Die Sie gerne ändern würden?
  • Was wäre das? Wie würde es aussehen, wenn Sie es positiv interpretieren würden?
  • Oder ist es eine Option, diesen Anteil zu ignorieren? Oder als Teil einfach zu akzeptieren?

 

Den Blick auf die eigene Arbeit als Ganzes verändern

Genauso kann ich auch meiner Arbeit als Gesamtes eine andere Bedeutung geben. Der Grundgedanke dieses Vorgehens wird in einer Geschichte sehr schön deutlich, die wir uns haben erzählen lassen. Jemand ist mehrfach in einem Krankenhaus, um jemanden zu besuchen. Dabei fällt ihm ein Mitarbeiter des Reinigungspersonals auf, der tagein, tagaus mit einem Lächeln auf den Lippen den Krankenhausflur säubert. Irgendwann beschließt er, den Mann anzusprechen und herauszufinden, warum er so vergnügt seine Arbeit verrichtet. Der Mann schaut ihn mit großen Augen an und sagt: „Warum sollte ich nicht mit Freude meine Arbeit machen? Wir heilen hier Menschen!“

 

Diese Geschichte verdeutlicht sehr schön den Grundgedanken des JobCrafting über Haltung – der eigenen Arbeit einen anderen Sinn verleihen, den Sinn hinter dem eigentlichen Tun zu sehen. Es macht einen Unterschied, ob ich mich als selbst als jemand sehe, der den Dreck anderer Menschen wegmachen muss oder ob ich mich als einen Teil einer Institution sehe, die Menschen heilt und in der ich in meinem Bereich dazu beitrage, dies für die Menschen so angenehm wie möglich zu gestalten.

 

Mara: Ich hatte einmal ein Gespräch mit einem Freund von mir, der für Ärzte ohne Grenzen arbeitet. Danach habe ich gedacht: „Wow, mit seiner Arbeit macht er echt etwas für die Welt. Was ist eigentlich mein Beitrag?“ Ich habe bewusst darüber nachgedacht, was ich eigentlich tue. Das hat zu einem mind shift bei mir geführt. Ich gestalte positive Veränderung. Ich mache Menschen ihre Talente bewusst. Und ich unterstütze Unternehmen darin, wertschätzender zu handeln und ihren Beitrag zu leisten. Ich mache das, worin ich gut bin. Dabei muss ich nicht für eine NGO arbeiten, sondern ich verändere das System von innen.

  • Welche Bedeutung hat Ihre Arbeit für Sie? Für andere in Ihrem Unternehmen? Außerhalb des Unternehmens?
  • Welche Bedeutung würden Sie Ihrer Arbeit gerne geben?
  • Was wäre eine mögliche Interpretation?

 

Eine mögliche Herangehensweise ist auch, ein Mini-Forschungsprojekt zu starten und ein paar Menschen in Ihrem Umfeld zu interviewen: „Wie siehst du meine Arbeit? Welche Bedeutung siehst du, in dem was ich tue?“

 

Bei all diesen Fragen kann es sehr hilfreich sein, sich für diese Reflexionen einen Gesprächspartner zu suchen. Das kann ein Coach sein, das können aber auch Kollegen, Freunde oder Familie sein. Laden Sie sie dazu ein, Sie auf einer Entdeckungsreise zur Bedeutung Ihrer Arbeit zu machen.